Direkt nach der Geburt der Welpen sind sie noch taub und blind, Ohren und Augen sind geschlossen. 😴 In dieser Zeit nehmen die Welpen ihre Umgebung durch Berührung und Wärme wahr. 🥰
Sie können noch nicht laufen, sondern bewegen sich auf dem Bauch kriechend fort. Anders als Fohlen oder Kälber, die schon kurz nach der Geburt viel weiter entwickelt und dadurch handlungsfähig sind, brauchen sie deshalb den Schutz der Wurfhöhle.
Sie sind noch nicht in der Lage, sich selbstständig zu lösen, sondern brauchen dazu die Unterstützung ihrer Mama, die durch das Belecken des Bauches, das Lösen auslöst. Die Welpen sind also völlig auf die Mutterhündin angewiesen.
Dennoch sind die Welpen nicht einfach unfertige erwachsene Hunde, sondern perfekt an ihre Situation angepasst. Das Verhalten der Welpen setzt sich zusammen aus dem Reflexverhalten und dem Instinktverhalten.
Das Reflexverhalten dient der Selbsterhaltung und ist starr, also nicht veränderbar. Dazu zählt z.B. der Saugreflex. 🍼 Wer schon einmal Welpen in dieser Phase kennenlernen durfte, weiß, dass die hungrigen Welpen sofort zu saugen beginnen, wenn man ihnen bspw. einen Finger hinhält. Bei Flaschenaufzuchten sollte unbedingt die Größe der Flaschenöffnung angepasst werden, weil die Welpen einem angeborenen Saugrhythmus folgen, der auf die Ergiebigkeit der Zitze abgestimmt ist. Ist die Öffnung zu groß, nehmen die Welpen genügend Milch auf, bevor der Saugautomatismus befriedigt ist. In der Folge saugen sie anschließend an anderen Ersatzobjekten weiter.
Andere Reflexe sind der Schmerz- oder Kältereflex, die dazu führen, dass der Welpe bei Schmerz oder Kälte zurückweicht, um sich zu schützen. 😨
Das Instinktverhalten ist weniger starr, es wird sich in den anschließenden Entwicklungsphasen verändern.
Dazu zählt zum Beispiel das Suchen nach der Zitze, was sich später zu einer anderen Form des Nahrungserwerbsverhaltens, nämlich zum Jagdverhalten weiterentwickeln wird. Die Welpen pendeln mit ihren Köpfchen suchend hin und her (man nennt das Suchpendeln), um die Wärme der Mutterhündin zu finden. Spüren sie z.B. Wärme von rechts, dann beginnen sie im Kreis in diese Richtung zu robben. 🔄 Da Hunde biologisch darauf ausgerichtet sind, in einer rundlichen Wurfhöhle zur Welt zu kommen, gehen sie durch dieses Kreisrobben sicher, irgendwann bei der Mutterhündin anzukommen. ❤️
Dort angekommen, beginnen die Welpen mit der Schnauze nach der Zitze zu bohren, zu saugen und gegen die Milchleiste zu treten, um so die Milch aus den Zitzen herauszupumpen. 🐾 Dieser Milchtritt wird sich später weiterentwickeln, um Beutetiere zu zerlegen, indem sie mit den Pfoten am Boden gehalten wird, während Fleischstücke abgerissen werden. 🍖
Diese Nahrungssuche bedeutet für die neugeborenen Welpen gesunden Stress. Sie lernen ihre Bedürfnisse durch ihr Handeln zu stillen und so erfolgreich mit Stress umzugehen.
Eine andere Strategie, um zurück zu Mama zu gelangen, ist das Jammern. 🗯️ Das Kontaktliegen mit der Mutterhündin und den Geschwistern gehört ebenfalls zum Instinktverhalten und stellt sicher, dass die Welpen sich gegenseitig warm halten. 🤗 Hier wird die Basis für das spätere Sozialverhalten geschaffen, denn die Welpen sind von Beginn an auf andere angewiesen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen.
Die frühe Stimulation durch Körperkontakt ist entscheidend für die Ausbildung von Oxytocinrezeptoren im Gehirn. Oxytocin ist das sogenannte Kuschel- oder Bindungshormon, das großen Einfluss auf die Stressregulation hat. Hier wird also schon die Grundlage für den Bindungsaufbau zu anderen Lebewesen sowie die Stressresistenz für ihr späteres Leben gelegt. Der Einsatz von Wärmelampen ist in dieser Hinsicht kritisch zu betrachten. 🌡️ In der Wurfkiste wird so künstlich die Temperatur erhöht, den Welpen wird in der Gruppe zu warm, sie robben voneinander weg und die Oxytocinausschüttung wird reduziert. 💔
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Literatur:
Gansloßer, Udo; Kitchenham, Kate (2019): „Hunde Forschung aktuell. Anatomie, Ökologie und Verhalten.“ Kosmos Verlag, Stuttgart.
Mutschler, Bettina (2014): „Du bist mir wichtig. Bindung in der Mensch-Hund-Beziehung“. Kosmos Verlag, Stuttgart.
Nijboer, Jan (2009): „Vom Welpen zum Familiehund mit Natural Dogmanship®“. Kosmos Verlag, Stuttgart.
Trumler, Eberhard (2011): „Mit dem Hund auf du“. Piper Verlag, 14. Auflage, München.