„Ich habe einen Problemhund“ – diesen Satz lese ich regelmäßig. Gemeint sind Hunde, die an der Leine pöbeln; Ressourcen verteidigen; andere Hunde oder Menschen gebissen haben; alleine jagen gehen; permanent überdrehen u.v.m. Hunde, die Probleme machen – und zwar für uns Menschen.

Sie selbst würden wohl keine ihrer Verhaltensweisen als Problem bezeichnen. Im Gegenteil, mit ihrem Verhalten haben sie Lösungen für ihr eigentliches Problem bereits gefunden! 



Wenn ich mit meinem Wolfhund an einem kleinen Havaneser vorbeigehe, wird das in aller Regel mit lautem Gebell quittiert. Woraufhin die Besitzer*innen ihren Hund an der Leine zurückziehen, begleitet von den immer gleichen Worten: „Der frisst dich zum Frühstück!“. Ich denke jedes Mal „Genau das ist seine Befürchtung. Und deshalb versucht er seine körperliche Unterlegenheit durch Lautstärke zu kompensieren und sich meinen Hund vom Leib zu halten“. Das macht ihm keinen Spaß, aber es ist die einzige Lösung, die er kennt, um sich in einer für ihn bedrohlichen Situation etwas sicherer zu fühlen. 



So gut wie jeder Hund, der einen anderen Hund beißt, hat in der Vergangenheit erlebt, dass er von anderen Hunden bedrängt, überrumpelt, bedroht oder sogar selbst gebissen wurde.

Der Hund aus dem Tierschutz, der seinen Futternapf verteidigt, hat vielleicht nie erlebt, richtig satt zu werden und versucht nun, die neu gewonnenen Ressourcen zu schützen.

Der Hund, der den Besuch ganz überschwänglich begrüßt und sich dabei kaum beruhigen lässt, fühlt sich wahrscheinlich durch die Ankunft von „Eindringlingen“ in seinem Zuhause verunsichert und versucht durch ausufernde Beschwichtigungsgesten einen Konflikt mit den Fremden abzuwenden.

Das, was du vielleicht als Problem bezeichnen würdest, ist für deinen Hund die Problemlösungsstrategie. Umso wichtiger ist es, dass du dieses Verhalten nicht einfach unterdrückst – dem Hund mal ne Ansage machst, Maulkorb drauf, Leine dran und fertig. Damit nimmst du deinem Hund nicht das Problem, sondern die Lösung.

Wenn du verstehst, was dein Hund als Problem sieht, kannst du ihm helfen, neue Lösungsstrategien zu entwickeln, die sich für euch beide gut anfühlen.