Abschalttraining bedeutet, deinem Hund in einer für ihn aufregenden Situation die Möglichkeit zu geben, zur Ruhe zu kommen. 😴 Abschalttraining gibt es in vielen verschiedenen Formen – allen gemein ist, dass dein Hund passiv ist, während du entweder Entspannung vorlebst oder gezielt die Umwelt beeinflusst. So vermittelst du deinem Hund, dass er nicht selbst aktiv werden muss, sondern entspannen kann. ☺️
Das Ziel ist, dass dein Hund Vertrauen in dich gewinnt, dir die Verantwortung über die Situation überlässt und selbst keinen Handlungsbedarf mehr sieht. Die Situation wird im positiven Sinne langweilig. 🥱 Davon profitiert ihr in ganz unterschiedlichen Kontexten.
Ob dein Hund in Ruhe beobachtet, während du…
🤗 den Besuch begrüßt,
🤸🏻♂️die Kinder tobend die Weihnachtsgeschenke ausprobieren oder
🍽️ ihr an den Weihnachtsfeiertagen im Restaurant esst.
Je nachdem, in welchem Kontext du das Abschalttraining aufbauen möchtest und welche Emotionen deinen Hund dabei bewegen (Vorfreude, Unsicherheit, Kontrollverlust, etc.) kannst du die Rahmenbedingungen ganz unterschiedlich gestalten und den Schwierigkeitsgrad schrittweise erhöhen.
🚘👀 In vielen Fällen empfehle ich, den Hund anfangs aus seiner geschlossenen Box im Auto, bei geöffneter Kofferraumklappe, die Außenreize beobachten zu lassen. Auf diese Art kann sich dein Hund sicher fühlen und gleichzeitig die Reize in sich aufnehmen, ohne aber gleich durchzustarten. Du selbst kannst dabei in deinem Campingstuhl vor dem Kofferraum einen Kaffee schlürfen und so viel besser Entspannung vorleben oder die Außenreize gezielt steuern, als wenn du versuchst, deinen Hund an der Leine zu bändigen. 😎
🚧👀 Zuhause kannst du ein Kindergitter zwischen Wohnzimmer und Flur nutzen, um deinen Hund zusehen zu lassen, wie du eure Gäste begrüßt, ohne dass du ihn dabei zurückhalten musst.
Mehr Informationen darüber, wie du Abschalttraining konkret aufbauen und einsetzen kannst, bekommst hier:
Aufregung in Alltagssituationen
Wer kennt das nicht? – Du willst mit deinem Hund einen Ausflug machen, aber sobald du nur die Schuhe anziehst oder die Leine in die Hand nimmst, hibbelt dein Hund im Flur um dich herum oder versucht sich beim Öffnen der Kofferraumklappe an dir vorbeizudrängeln.
Im Wald angekommen riecht alles so spannend, dass dein Hund mit der Nase am Boden klebt und jedes Leinenführtraining vergessen ist. Ähnlich sieht es im Park aus, wenn dein Hund fiepend in der Leine hängt, weil Kinder vor seiner Nase Ball spielen oder ein Eichhörnchen den nächsten Baum hochhuscht.
Oder ist dein Hund beim Anblick seines besten Hundekumpels oder dem verhassten Nachbarsrüden nicht mehr zu bremsen? Kommt er nicht runter, wenn ihr Besuch bekommt, bis er selbst Kontakt aufnehmen und sich ein paar Streicheleinheiten abholen konnte, oder oder oder?
Für unsere Hunde sind all diese Situationen oft mit einer enormen Erwartungshaltung und Aufregung verbunden, die sich dann meist mit viel Dynamik oder Lautstärke Bahn bricht.
Eine hohe Erwartungshaltung ist das Gegenteil von Entspannung
Das ist auch logisch, wenn Orte, Personen oder bestimmte Situationen immer mit Aktion verknüpft werden. Die Aufregung kann sowohl von Freude als auch von Unsicherheit geprägt sein. In beiden Fällen ist Aufregung aber das Gegenteil von Entspannung – das wird für uns dann oftmals zum Problem, wenn der Hund an der Leine kaum noch zu bändigen ist, im Restaurant bei der Begrüßung einer geliebten Person hüpfend und schwanzwedelnd das Geschirr vom Nachbarstisch fegt oder bellend die Nachbarskinder verfolgt.
Und auch für den Hund ist derartige Aufregung oft mit Stress und nicht selten auch Verantwortung verbunden. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir viel Wert darauf legen, Ruhe in ganz alltägliche Situationen zu bringen – und zwar auch in die von Vorfreude geprägten Momente, denn wenn ein Hund sich in positiven Emotionen nicht beherrrschen kann, wie soll er es dann in negativen Emotionen schaffen? Natürlich bedeutet das nicht, dass Hunde sich nicht über vertraute Personen, den besten Hundekumpel oder auf eine tolle gemeinsame Aktivität freuen dürfen, aber es macht eben einen Unterschied, ob dein Hund dich dabei noch in sein Verhalten einbezieht oder sich gar nicht mehr bremsen kann.
Für unsere Hunde ist es also wichtig, in aufregenden Situationen Ruhe finden und sich selbst zurücknehmen zu können.
Und hier kommt das Abschalttraining ins Spiel.
Abschalten heißt Ruhe vorleben
Abschalttraining bedeutet, dass du dich bewusst mit deinem Hund in ein Umfeld begibst, dass für ihn aufregende Außenreize enthält oder in dem er eine erhöhte Erwartungshaltung hat, und dann genau dort Ruhe vorlebst, bis dein Hund sich Stück für Stück mehr entspannen kann. Das kann z.B. ein Waldparkplatz sein, wo dein Hund im Angesicht der vielen spannenden Gerüche normalerweise sofort in den Jagdmodus verfallen würde. Das kann aber auch ein Treffen mit einem anderen Hund sein, zu dem dein Hund normalerweise direkt durchstarten würde. Das kann auch ein Picknick am See sein, wo dein Hund normalerweise sofort ins Wasser rennen würde und nur mühevoll wieder herauszubekommen wäre.
Je nachdem, mit welchem Ziel du das Abschalttraining gestaltest und welche Emotion dabei bei deinem Hund überwiegt, kannst du die Rahmenbedingungen ganz unterschiedlich gestalten und den Schwierigkeitsgrad schrittweise erhöhen. In vielen Fällen empfehle ich, den Hund anfangs aus seiner geschlossenen Box im Auto, bei geöffneter Kofferraumklappe, die Außenreize beobachten zu lassen. Auf diese Art und Weise kann sich dein Hund sicher fühlen und gleichzeitig die Reize in sich aufnehmen, ohne aber gleich durchzustarten. Du selbst kannst dabei in deinem Campingstuhl vor dem Kofferraum einen Kaffee schlürfen und so viel besser Entspannung vorleben, als wenn du versuchst, deinen Hund an der Leine zu bändigen.
Aufbauschritte könnten sein, dass dein Hund angeleint vor dem geöffneten Kofferraum liegt, sodass er schon mehr in der Situation ist, sich aber zurückziehen könnte, wenn er sich mehr Ruhe wünscht. Alternativ kannst du auch einen Fahrradanhänger als sicheren Rückzugsort wählen oder deinen Hund je nach Größe, Alter und Motivation auf dem Schoß halten. Wenn das gut klappt, kannst du auch während eurer Ausflüge Pausen einlegen und Ruhephasen an aufregenden Orten einbauen oder Abschalten im Stehen oder Gehen ausprobieren. Das bedeutet, dass du dir einen Ort oder eine kurze Strecke aussuchst, die du dann immer wieder auf- und abgehst, bis dein Hund alle Reize in Ruhe aufnehmen und verarbeiten konnte und sich sein Fokus nun immer mehr dir zuwendet und Entspannung einkehrt.
Gib deinem Hund keine Kommandos wie „Platz“ oder „Aus“, dadurch würdest du ihm nur von außen ein Verhalten diktieren, das nicht seiner inneren Haltung entspricht. Sieh die Körperhaltung deines Hundes (gehen, stehen, sitzen, liegen) eher als Barometer für seinen Entspannungsgrad. Wenn dein Hund sich von sich aus hinsetzt oder hinlegt, ist das ein schönes Zeichen dafür, dass er sich jetzt entspannen kann. Wenn dein Hund aufgeregt bleibt, ist es wichtig zu überlegen, warum er sich nicht beruhigen kann – vielleicht ist der Reiz für ihn noch zu dicht, vielleicht hat er heute schon zu viel erlebt und braucht eine Pause, vielleicht vermittelst du ihm unbewusst, indem du ihn anschaust, dass er handeln müsste, oder oder oder.
Abschalten heißt Sicherheit geben
Wichtig bei all den verschiedenen Formen des Abschaltens ist es, dass du die Sicherheit deines Hundes gewährleistest, also darauf achtest, dass er nicht von anderen Menschen oder Hunden bedrängt wird und du die Außenreize im Blick behältst, sodass dein Hund bemerkt, dass er nicht selbst wachsam bleiben muss. Schau deinen Hund also nicht an, sondern positioniere dich als Puffer zwischen ihm und den Außenreizen und beoachte entspannt eure Umgebung. Du kannst sogar Einfluss auf die Umgebung nehmen, indem du andere Menschen ansprichst und dich locker mit ihnen unterhältst, andere Hunde vor eurem Auto oder eurer Picknickdecke stoppst, etc. So vermittelst du, dass du die Situation unter Kontrolle hast und sich dein Hund bequem zurücklehnen kann.
Wähle die Situationen so, dass dein Hund sich Schritt für Schritt entspannen kann. Das muss nicht innerhalb von 10 Minuten passieren. Manchmal kann das auch eine Stunde oder sogar länger dauern. Manchmal stellt sich richtige Ruhe auch erst nach mehreren Malen Wiederholung ein. Bemerkst du aber gar keine positive Veränderung bei deinem Hund, sondern hast eher das Gefühl, dass er sich mehr und mehr in seine Aufregung reinsteigert, dann brich für diesen Tag ab und wähle beim nächsten Mal einen ruhigeren Ort oder eine größere Distanz zu dem Reiz, der deinen Hund aufregt.
Entspannung ist selbstbelohnend
Du brauchst deinen Hund übrigens auch nicht dafür zu belohnen, dass er zur Ruhe kommt, denn die Entspannung selbst ist für deinen Hund schon ein schönes Gefühl. Eine Belohnung würde nur eine neuerliche Erwartungshaltung schaffen, die deinem Ziel entgegenwirkt. Am besten lässt es sich entspannen, wenn alle Grundbedürfnisse schon vorab befriedigt wurden – dein Hund sich also gelöst hat, etwas Schönes mit dir gemeinsam erlebt hat (z.B. ein Spiel, eine Futterbeuteljagd, Mantrailing, o.ä.), sich satt fressen durfte und nun in der Stimmung für ein Schläfchen ist.
Viel Spaß beim Ausprobieren!